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Toolbox KMU: Handlungsfeld 6

Vernetzung des Betriebsrats (Gewerkschaft / Ökosystem)

Überblick

In diesem Handlungsfeld geht es um die Vernetzung des Betriebsrates mit der Gewerkschaft und in seinem Ökosystem:

Der Betriebsrat sucht im Unternehmen und im Unternehmens-Umfeld Partner, die für seine Arbeit hilfreich sind, mit denen er sich austauschen kann – in „guten wie in schlechten Zeiten“. Im Vordergrund steht dabei, Wissenshorizonte zu erweitern, aus Erfahrungen (anderer) und voneinander zu lernen und Unterstützung für die Interessenvertretung und den Erhalt/die Weiterentwicklung des Unternehmens zu organisieren. Die Verbindung mit der Gewerkschaft bindet die Arbeit in ein größeres Netzwerk ein.

Soziale Vernetzung im Unternehmen, in der Kommune und in der Gewerkschaft ist wichtig.

Gerd Beich, BR-Vorsitzender von Lloyd-Shoes

Was ist zu tun?

  • Wir analysieren unser BR- und Unternehmens-Umfeld und entwickeln daraus die für unsere Arbeit hilfreichen Kontakte.
  • Wir besuchen regelmäßig Veranstaltungen der Gewerkschaften und anderer wichtiger Institutionen.
  • Wir beteiligen uns an Expertennetzwerken für Beratung und Sachfragen mit anderen BRs, auch gewerkschaftsübergreifend.
  • Wir sorgen dafür, dass unser Betrieb gut in der Region und der Kommunalpolitik vernetzt ist.
  • Wir besuchen regionale Veranstaltungen und knüpfen dort Kontakte.
  • Wir nutzen die Vernetzung von Mitarbeitern.
  • Wir beziehen die Familien der Mitarbeiter mit ein, zum Beispiel über Feste.
  • Wir nutzen die betriebsübergreifenden Möglichkeiten der Gewerkschaft.

Werkzeuge

Der Betriebsrat agiert in einem sehr komplexen Netzwerk von wichtigen Partnern und Beteiligten. Je genauer er dieses Netzwerk kennt, desto erfolgreicher kann er in ihm agieren. Das Werkzeug zeigt, wie man das Ökosystem des Betriebsrates darstellen kann.

Bei der Darstellung der beteiligten Faktoren können sich neue Blickwinkel aufzeigen und mögliche Verbindungen hergestellt werden. Damit können sogar neue Ideen für die Strategieentwicklung entstehen.

Anleitung zum Erstellen einer Netzwerkdatei

Für den Betriebsrat ist es wichtig, alle Kontaktdaten wichtiger Netzwerkpartner an einem Ort elektronisch zusammenzufassen. Diese Daten müssen ständig auf den neuesten Stand gebracht werden und wichtige Ereignisse sollten dokumentiert werden.

Anleitung für die Organisation von Netzwerktreffen

Netzwerktreffen sind eine gute Möglichkeit, um mehrere kleine Betriebe zusammen anzusprechen und sie gleichzeitig miteinander in Verbindung zu bringen. Der Vorschlag zeigt, wie ein solches Treffen organisiert werden kann.

Ablaufvorschlag gewerkschaftliches Netzwerktreffen

Netzwerktreffen sind eine gute Möglichkeit, um mehrere kleine Betriebe zusammen anzusprechen und sie gleichzeitig miteinander in Verbindung zu bringen. Der Vorschlag zeigt, wie ein solches Treffen ablaufen könnte.

Checkliste mögliche Netzwerkkontakte des Betriebsrates

Die Checkliste zeigt unterschiedliche mögliche Netzwerkpartner des Betriebsrates auf. Es kann überprüft werden, zu welchen Netzwerkpartnern der Kontakt sinnvoll sein könnte. Die Liste gibt Anregungen für Netzwerkaktivitäten des Betriebsrates.

Unterschiedliche Unterstützung von KMU-Betrieben und von größeren Betrieben durch Gewerkschaftssekretäre

KMU-Betriebe können wegen ihrer großen Zahl nicht in der gleichen Intensität wie Großbetriebe von gewerkschaftlichen Betreuern unterstützt werden. Es braucht unterschiedliche Formen der Unterstützung.

 Möglichkeiten der Unterstützung und Stärkung für KMU-BRs

Es gibt eine große Zahl von Möglichkeiten für KMU-BRs, Unterstützung zu erhalten und sich zu holen. Je breiter das Spektrum dieser Unterstützungsmöglichkeiten ist, umso größer ist die Chance, zu bekommen, was in der täglichen Arbeit gebraucht wird.

Links

Partnernetzwerke der Initiative Neue Qualität der Arbeit

Arbeit und Innovation
Kontakte zu Beratern und Experten

Gewerkschaftliche Netzwerke - Aufbau, Moderation und Verstetigung

Besonders zu beachten in KMU

Betriebsräte in KMU benötigen den Kontakt zu anderen Betriebsräten, zur Region und den Medien. Netzwerken ist auch Vorsorge für Krisenzeiten. Besonders in KMU ist es wichtig, aktiv den Kontakt zur Gewerkschaft und darüber zu anderen KMU und anderen BRs zu suchen. Kleine KMU-Betriebsräte gewinnen Stärke und Gestaltungsmöglichkeiten durch ein vielfältiges Netzwerk.

Beispiele Guter Praxis

Wichtig ist die offene Verhandlungsbereitschaft zwischen Mitarbeitern und Geschäftsführung. Mindestens genauso wichtig ist jedoch die Vernetzung innerhalb des Betriebs in den Aufsichtsrat.

Betriebsratsvorsitzende eines Papierherstellers

Die Betriebsräte einer Region kommen alle drei Monate mit dem zuständigen Gewerkschaftssekretär für einen halben Tag zusammen. Die Einladung erfolgt nach § 37,6 BetrVG, Beginn ist immer mit dem Frühstück und es endet mit Kaffee-Ausklang nach dem Mittagessen. Die Treffen haben immer ein aktuelles Schwerpunktthema, zu dem in der Regel ein Experte vorträgt. Das Thema kann (Tarif-)rechtlicher oder betriebspraktischer Natur sein. Auch die Themen Teamentwicklung und Leitungskultur sind dort schon behandelt worden. Zudem gibt es immer eine moderierte Gesprächsrunde, in der alle anstehenden Betriebsthemen aus den vertretenen Unternehmen auf den Tisch kommen. Insbesondere BRs aus kleineren Betrieben, die nicht so stark in die gewerkschaftliche Organisationsarbeit eingebunden sind, nutzen diese Treffen zum Austausch. Es hat sich eingespielt, immer zwei Vertreter aus dem BR dort hinzuschicken, um den Informationsfluss zu gewährleisten.
Zusätzlich zu diesen regelmäßigen Präsenz-Treffen nach § 37,6 gibt es einen digitalen Austausch in einer geschlossenen Gruppe über die Gewerkschaft.
Hier bieten unsere Anleitungen Organisation von Netzwerktreffen für Betriebsräte durch gewerkschaftliche Betreuer und der Ablaufvorschlag für gewerkschaftliches Netzwerktreffen für KMU-Betriebsräte eine gute Grundlage.

In einem Industriepark treffen sich regelmäßig gewerkschaftliche Vertrauensleute (VL) aus mehreren Unternehmen, die zum größten Teil einer – inzwischen aufgespalteten - Unternehmens-„Familie“ angehörten. In diesem Gremium wird der Austausch gepflegt und es werden gemeinsame Aktivitäten geplant und soziale Kontakte gehalten. Da die Einzel-Unternehmen mittlerweile internationalen Konzernen angehören, mit weit verzweigten Strukturen und weit entfernten Hauptquartieren, ist der Austausch über die jeweiligen Erfahrungen sehr hilfreich. Durch die Wissensvernetzung sind VL und Betriebsräte gut informiert. Zudem ermöglicht das übergeordnete VL-Netz, zusammen mit dem Gewerkschaftssekretär Themenschwerpunkte, Exkursionen und Bildungsveranstaltungen zu planen und sich zudem aktuelle Informationen über die Gewerkschaft einzuholen.
Es ist also von großem Nutzen, nach adäquaten Vernetzungsmöglichkeiten zu suchen.

Bei uns sollte eine Filiale geschlossen werden, die Lage war schwierig. Wir haben dann Kontakt zu Kommunalpolitikern aufgenommen und deren Einzelhandelskonzept bekommen. Ihre Unterstützung und diese Infos haben uns geholfen, die Filialschließung zu verhindern.

Mathias Papendieck, Betriebsratsvorsitzender der Konsumgenossenschaft Königs Wusterhausen

Der Betriebsrat eines kommunalen Entsorgungsunternehmens war nicht zufrieden mit der Informationsqualität der Geschäftsführung zu den Planungen der Standortentwicklung. Das Gremium entschied sich daraufhin, regelmäßig Mitglieder in die öffentlichen Ausschusssitzungen des Kreises zu schicken. Hier konnten neue Informationen aufgenommen werden und als Bürger-Anliegen und -Vorschläge eingebracht werden. Kontakte zu den Parteien und Verwaltungsstellen konnten aufgebaut werden und die Themen und Anliegen der Beschäftigten, die ja oft auch Wähler sind, fanden ihren Weg in die politische Eigentümerseite. Auch die Geschäftsführung registrierte den eigenen Zugang des Betriebsrates zu den Entscheidern.

Man müsste Betriebsräte nach einer Qualifizierung in der Anwendung intensiver begleiten. Qualifizierung und Coaching und Betreuung sollten zusammengebracht werden, um dadurch als Gewerkschaftssekretär Betriebe und Betriebsräte effizienter betreuen zu können.

Gewerkschaftssekretär

Ein Rat für gewerkschaftliche Projekte: Nicht alles (alle KMU) über einen Leisten schlagen. Die Tochter eines internationalen Konzerns muss anders begleitet werden als das schwäbische Familienunternehmen.

Prof. Dr. Wolfgang Däubler, Experte für Arbeitsrecht an der Universität Bremen

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