Toolbox Transformation: Handlungsfeld 1
Nachhaltigkeitsstrategie und Weiterentwicklung des Unternehmens
Darum geht's
Es braucht eine nachhaltige Unternehmensstrategie und eine Betriebsrats-Strategie mit eigenen Forderungen zur nachhaltigen Umsetzung der sozial-ökologischen Transformation und zur Gewinnung der Beschäftigten und Mitbestimmungsakteure für das Thema.
Ebenen der Strategiearbeit
In ihrer Arbeit für die Transformation werden Betriebs- und Personalräte oft von Werten geleitet. Mit den Ebenen der Strategiearbeit – Visionen/Werte – Strategie – Ziele – Maßnahmen – werden diese in konkrete Maßnahmen überführt.
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Für wen ist das Tool gedacht?
- Betriebs- und Personalräte
Was kann erreicht werden?
- Klarheit über Werte und Visionen in Bezug auf die sozial-ökologische Transformation
- Erarbeitung einer Strategie zur Umsetzung der Vision mit überprüfbaren Zielen und mit Hilfe konkreter Maßnahmen
Was wird gebraucht?
Zeit:
- In einer Strategieklausur oder einer Sitzung
Personenanzahl:
- Gremium
Wie wird es gemacht?
Vorbereitung:
- Werteabfrage im Gremium durchführen
Durchführung:
Durchführung einer Sitzung oder einer Strategieklausur zu den Ebenen der Strategiearbeit
Beantwortung der Fragen nach
- den Werten/Visionen
- der strategischen Umsetzung
- den überprüfbaren Zielen, die aus der Strategie resultieren
- den Maßnahmen zur Umsetzung der Ziele
Auswertung:
- Maßnahmenplan erstellen und regelmäßig nachfassen
Was ist hilfreich?
- Auseinandersetzung mit der Unternehmensstrategie in der Transformation (siehe Strategiefragen)
- Klarheit über gemeinsame Werte im Transformationsprozess (siehe Werteabfrage)
- Mut, in einem Bereich als Vorreiter voranzugehen
Strategiefragen
Zur Absicherung der Beschäftigung in der Transformation sollte der BR/PR Einfluss nehmen auf die nachhaltige Unternehmensstrategie. Dafür ist es wichtig, die richtigen Fragen zu stellen. Die „Fragen zur Strategie an die Unternehmensleitung“ sind eine Sammlung der wichtigsten Fragen, um sich mit der Unternehmensstrategie auseinanderzusetzen.
Für wen ist das Tool gedacht?
- BR/PR
- Unternehmensleitung
Was kann erreicht werden?
- Einfluss nehmen auf die Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens
Was wird gebraucht?
- Zettel und Stift oder Laptop für Notizen
Zeit:
- Inklusive Vorbereitung und Diskussion 2-3 Stunden
Personenanzahl:
- Z.B. Vorsitzender und Stellvertreter
Wie wird es gemacht?
Vorbereitung:
- Sichtung der Fragen zur Strategie an die Unternehmensleitung und Anpassung an die eigene Situation
Durchführung:
- Termin mit der Unternehmensleitung, auf der Fragen zur Unternehmensstrategie gestellt werden
- Besprechung der Antworten der Unternehmensleitung im Gremium
- Erarbeitung von strategischen Empfehlungen an die Unternehmensleitung, evt. von einer Arbeitsgruppe des Gremiums
- Folgetermin mit der Unternehmensleitung vereinbaren zum Vortragen der erarbeiteten Empfehlungen
Auswertung:
- Regelmäßige Treffen mit der Unternehmensleitung zur strategischen Ausrichtung des Unternehmens in der Transformation
Was ist hilfreich?
Mut, sich in strategische Fragen einzumischen
Selbstbewusstsein
Kenntnisse zum Klimawandel (siehe Klima-Quiz)
Kennzahlen
In modernen Management-Methoden haben messbare Ziele einen hohen Stellenwert, um den Fortschritt einer Entwicklung zu erfassen und ggf. die Maßnahmen zur Zielerreichung anzupassen. Die Übersicht über Kennzahlen der sozial-ökologischen Mitbestimmung bietet Anregungen, welche Kennzahlen die Veränderungen auf dem Weg hin zu klimaneutralen Wirtschaften widerspiegeln könnten.
Für wen ist das Tool gedacht?
- Führungskräfte und Personalvertretungen
Was kann erreicht werden?
- Mehr Transparenz in Bezug auf den Ist-Stand und die Weiterentwicklung der Organisation in der sozial-ökologischen Transformation
- Höhere Sensibilität für die weitreichenden Veränderungen der Transformation
- Neue Ansatzpunkte, um die Transformation im Sinne der Beschäftigten mitzugestalten
Was wird gebraucht?
Material:
- verschieden Instrumente zur Erfassung und Berichterstattung der Kennzahlen
Zeit:
- abhängig von der bisherigen Erfassung der Kennzahlen
Personenanzahl:
- alle, die Kennzahlen erfassen und berichten können
Wie wird es gemacht?
Vorbereitung:
- Kennzahlen, die dem Gremium/der Führungskraft bereits vorliegen, zusammentragen, ggf. Liste der Kennzahlen an eigene Organisation anpassen
Durchführung:
- Diskussion der bekannten Kennzahlen, Entwicklung gemeinsamer Zielvorstellungen für das kommende Jahr.
- Diskussion, welche weiteren Kennzahlen für welche eigenen Ziele hilfreich wären. Hier dient die vorliegende Liste der Kennzahlen als Anregung, eine spezifische Anpassung an die eigene Organisation ist jedoch unumgänglich
- Festlegung gemeinsamer Zielwerte für das kommende Jahr.
- Entwicklung von Projekten/Maßnahmen/Aktionsplänen zur Zielerreichung
Auswertung:
- Reflektion pro Quartal: Was ist erreicht? Was steht an? Was hemmt den Entwicklungsprozess?
- Reflektion pro Jahr: Was ist erreicht? Was war hilfreich? Was hat gehemmt? Neue Ziele für das kommende Jahr?
Was ist hilfreich?
- Existierende Kennzahlenerfassung
Werteabfrage
Die Werteabfrage ist ein einseitiger Fragebogen, der die Bewertung von 18 Werten in der Interessenvertretung erfasst. Er zeigt die Bedeutung verschiedener Werte/Haltungen in der Arbeit allgemein und für die sozial-ökologische Transformation und ermöglicht es, sich auf gemeinsame Werte im Transformationsprozess zu verständigen.
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Für wen ist das Tool gedacht?
- BR/PR
- Beschäftigte
Was kann erreicht werden?
Der Wertebogen kann zum Einstieg in eine Wertediskussion genutzt werden: Wo gibt es ähnliche Bewertungen, wo gibt es starke Unterschiede in Bezug auf
- Werte: Unterschiede zwischen den Zeilen (Werte)
- Soll vs. Ist vs. Beschäftigte: Unterschiede zwischen den Spalten
- Große Varianzen in den Antworten: Unterschiede zwischen den Befragten
Gemeinsame Werte und Vorstellungen werden transparent, stärken das WIR-Gefühl
Unterschiedliche Wertvorstellungen werden transparent und der Umgang mit ihnen kann konstruktiv bearbeitet werden.
Gemeinsame Vorstellungen bei Diskrepanzen zwischen Soll- und Ist-Werten stärken die Motivation, wichtige umzusetzende Aktionspunkte des Gremiums anzugehen.
Was wird gebraucht?
Material:
- Wertebogen für Betriebs- bzw. Personalräte, Vorlage Auswertung Wertebogen, Methodenblatt Auswertung Wertebogen
Zeit:
- Ausfüllen ca. 5 min
- Auswertung ca. 1 min pro Fragebogen, ggf. zzgl. 30 min zur Visualisierung der Ergebnisse
Personenanzahl:
- Ab 5 befragte Personen
Wie wird es gemacht?
Vorbereitung:
- Die Fragebögen werden ausgedruckt
Durchführung:
- Die Teilnehmenden werden über Sinn, Zweck und Vorgehen der Befragung informiert
- Jeder Teilnehmende füllt einen Fragebogen aus.
- Die Fragebögen werden anonym eingesammelt
Auswertung:
- Die Zahlenwerte werden in die Auswertungstabelle übertragen (siehe Auswertung Wertebogen )
- Die Durchschnittswerte, Varianzen und Abweichungen werden automatisch errechnet
Was ist hilfreich?
- Erfahrung mit einfachen statistischen Auswertungen, inkl. Arbeit mit Excel, Bedeutung von Mittelwerten und Varianzen (siehe Methodenblatt Auswertung Wertebogen )
- Erfahrung mit Visualisierung von Zahlen, z.B. in Powerpoint und Excel
Beispiel aus der Praxis
Eine Batteriefabrik bei VW in Salzgitter
Der Betriebsrat des VW-Werks in Salzgitter machte sich Sorgen um die Arbeitsplätze. Das Werk produzierte 2010 weitestgehend nur Verbrennermotoren. Der Betriebsrat wollte eine Diversifizierung der Produkte und forderte 2010 die Produktion von Batterien am Standort. Dies wurde von der Unternehmensleitung lange abgelehnt, mit der Begründung, man sei ja schließlich ein Automobilkonzern. Im Sommer 2022 legte der Vorstand zusammen mit Kanzler Scholz den Grundstein für die erste Batteriefabrik des Konzerns in Salzgitter. Der Standort ist das weltweite Batterie-Kompetenzzentrum des Konzerns und hat auch eine Recyclinganlage für Batterien. Zur Sicherung von Arbeitsplätzen braucht der Betriebsrat strategisches Denken und Handeln, manchmal aber auch einen langen Atem.
Alle Handlungsfelder im Überblick
Toolbox Transformation: Handlungsfeld 1
Nachhaltigkeitsstrategie und Weiterentwicklung des Unternehmens
Es braucht eine nachhaltige Unternehmensstrategie und eine Betriebsrats-Strategie mit eigenen Forderungen zur nachhaltigen Umsetzung der sozial-ökologischen Transformation und zur Gewinnung der Beschäftigten und Mitbestimmungsakteure für das Thema.
Toolbox Transformation: Handlungsfeld 2
Umsetzung Nachhaltigkeit, Klima- und Umweltschutz
Die Mitbestimmungsakteure fordern konkrete Schritte zur Umsetzung von Nachhaltigkeit, Klima- und Umweltschutz im Unternehmen, wie zum Beispiel nachhaltige Produkte, Prozesse und Lieferketten, und unterstützen ihre Umsetzung.
Toolbox Transformation: Handlungsfeld 3
Individuelle und kollektive Interessenvertretung
Die Betriebs- und Personalräte unterstützen und beraten einzelne Kolleg:innen in ihrer Gestaltung und Bewältigung des sozial-ökologischen Transformationsprozesses und sorgen für die Einhaltung der Standards von Guter Arbeit in der Transformation.
Toolbox Transformation: Handlungsfeld 4
Kommunikation mit und Beteiligung der Beschäftigten
Die Mitbestimmungsakteure informieren die Belegschaft frühzeitig, regelmäßig und umfassend über Unternehmensziele in der Transformation und deren Umsetzung. Sie geben Möglichkeiten für Beteiligung, Austausch und die Umsetzung eigener Ideen.
Toolbox Transformation: Handlungsfeld 5
Zusammenarbeit und Organisation in der Interessenvertretung
Der Transformationsprozess braucht eine Weiterentwicklung der Zusammenarbeit, der Strukturen und der Prozesse im Betriebs- bzw. Personalrat und zwischen den weiteren Mitbestimmungsakteuren.
Toolbox Transformation: Handlungsfeld 6
Qualifizierung, Personalentwicklung und -gewinnung
Eine systematische Personalentwicklung, -gewinnung und Qualifizierung von Beschäftigten und Mitbestimmungsakteuren ist essenziell für den Erfolg der Transformation. Arbeitsplätze fallen weg und entstehen neu, für deren Besetzung Qualifizierungen nötig sind.
Toolbox Transformation: Handlungsfeld 7
Vernetzung des BR/PR (Gewerkschaft/Ökosystem)
Die Betriebs- bzw. Personalräte brauchen im Transformationsprozess eine gute Vernetzung mit den Gewerkschaften und den Akteuren in ihren Ökosystemen zur besseren Gestaltung der sozial-ökologischen Transformation.