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Toolbox Innovative BR-Arbeit

Die fünf Module im Überblick

Neue Herausforderungen an Betriebsräte verlangen innovatives Handeln und ein erweitertes Selbstverständnis. Betriebsvereinbarungen, Projekte und Erfahrungsberichte bilden die Grundlage für fünf Module, die praxisnah innovative Ansätze moderner Betriebsratsarbeit beschreiben.

Betriebsräte stehen damit vor einem riesigen Berg an neuen Aufgaben und Anforderungen. In ihrem betrieblichen Alltag können sie längst nicht mehr die Augen vor den äußeren Entwicklungen verschließen. Die Klimakrise wirkt auch in die Unternehmen hinein: Die Lieferketten sind auf der ganzen Länge volatil – beginnend mit der Bereitstellung beziehungsweise Erzeugung von Rohstoffen und Energien bis hin zur Produktion von Gütern und ihrem Vertrieb. KI-Systeme und algorithmische Steuerungs- und Entscheidungssysteme erfordern eine Anpassung an die Gegebenheiten in Unternehmen und Betrieb. Der Fachkräftemangel betrifft ganze Regionen. Betriebliche Innovationen sind zunehmend abhängig von einer intakten Infrastruktur in der Region, von der Dauer öffentlicher Planungs- und Genehmigungsverfahren und von struktur- beziehungsweise industriepolitischen Entscheidungen auf den verschiedenen Ebenen der Politik. 

Vieles ist für Betriebsräte heute anders als früher: Sie können sich in ihrer Arbeit nicht mehr nur auf das Unternehmen oder den einzelnen Betrieb konzentrieren, sondern sind gefordert, global zu denken und auch lokal zu handeln. Das bedeutet vor allem, dass sie stärker vorausschauend agieren und womöglich neue Kooperationen eingehen müssen, wenn sie die Folgen politischer Entscheidungen – wie etwa neue Umweltauflagen – oder die Auswirkungen neuer Techniken und neuer Geschäftsmodelle, die der Arbeitgeber plant, mit Blick auf die Beschäftigten frühzeitig erkennen und beurteilen wollen. 

Hinzu kommt: Die Arbeitssituation der Kolleginnen und Kollegen ist auch durch deren Lebenssituation geprägt. Qualifizierte – insbesondere junge – Fachkräfte erwarten nicht nur Gute Arbeit im Betrieb, sondern auch ein attraktives Lebensumfeld: ein gut ausgebautes ÖPNV-Netz beispielsweise, eine ökologisch intakte Umwelt, bezahlbaren Wohnraum und eine lebendige Demokratie innerhalb und außerhalb des Betriebs, die sie vor rassistischen, religiösen oder sexuellen Übergriffen schützt.

Und auch das hat sich geändert: Die Interessen der Beschäftigten werden diverser, ihr Lebensstil unterscheidet sich vielfach, auch wenn alle im gleichen Betrieb arbeiten. Viele wollen mitreden, mitgestalten, eigene Ideen einbringen. Kommandostrukturen haben in den meisten Unternehmen ausgedient, respektvoller Umgang „auf Augenhöhe“ ist angesagt. 

Auch Betriebsräte sind gefordert, für sich ein neues Rollenbild zu entwickeln: als Moderatoren, Ideen-Scouts, Coaches für Empowerment und Selbstwirksamkeit, als diejenigen, die Sachverstand um sich herum organisieren müssen – gemeinsam mit anderen, seien es interne Expert*innen (Führungskräfte, Ingenieure, Bildungsbeauftragte) oder externe (Wissenschaftler*innen, gewerkschaftliche oder arbeitnehmerorientierte Berater*‘innen). Viele nutzen bereits neue Methoden und Instrumente, um ihre Arbeit effizienter anzugehen.

Die neuen Aufgaben verlangen eine erweiterte Mitbestimmungspraxis und – damit verbunden – ein erweitertes Selbstverständnis von Betriebsräten. Derart innovatives Betriebsratshandeln und -denken drückt sich bereits in Ansätzen in Betriebsvereinbarungen, Projekten und Erfahrungsberichten aus, die die Hans-Böckler-Stiftung dokumentiert hat, um betrieblichen Akteur*innen Impulse für ihre Arbeit zu geben. Sie bilden die Basis der nachfolgenden fünf Module zur kompakten Beschreibung innovativen Betriebsratshandelns.