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Betriebsvereinbarungen

Porträts: Digitalisierungs­projekte gestalten

Unsere Praxisbeispiele zeigen, welche Erfahrungen und Erkenntnisse aus Digitalisierungsprojekten der letzten Jahre gewonnen wurden. Im Fokus stehen Herausforderungen, konkrete Lösungswege und wichtige Lehren für die Zukunft.

Die Coronapandemie sowie die Einführung moderner Arbeitsformen (z. B. mobile Arbeit, Desksharing und New Work) haben zu einer Beschleunigung des Digitalisierungsprozesses in der Arbeitswelt beigetragen. Arbeitsteams agieren deutschlandweit mittlerweile wesentlich mehr international und sind nahezu vollständig digital vernetzt. So ist es für viele Beschäftige – insbesondere außerhalb des Dienstleistungs- und Produktionsgewerbes – z. B. nicht mehr erforderlich, ein Büro an einem zentralen Standort zu haben. Die Aufgaben lassen sich flexibel von zu Hause oder mobil erledigen. 

Zentrale Themen einer vor fünf Jahren veröffentlichten Porträtreihe zum Thema „Digitalisierungsprozesse mitbestimmt gestalten“ der Hans-Böckler-Stiftung waren die Möglichkeiten der positiven Gestaltung technologischer Entwicklungen im Sinne der Beschäftigten. Basierend auf zwei Porträts dieser Reihe wurde anhand von Wiederholungsinterviews mit den Interessenvertreter*innen analysiert, welche Erkenntnisse und Erfahrungen („Learnings“) aus der Umsetzung der Gestaltung von digitaler Transformation gezogen werden konnten.

Unsere Praxisberichte beschreiben, welche Erkenntnisse und Erfahrungen gewonnen werden konnten aus der Umsetzung von Checklisten, Strategien und Mitbestimmungspraktiken im Digitalisierungsfortschritt der vergangenen fünf Jahre.

Checklisten-Erfahrungen und digitale Transformation 

Rückblickend wird deutlich, dass sich die Anwendung von Fragebogen, Checklisten und Fachausschüssen (z. B. für Arbeitsschutz, Arbeitsplatzgestaltung, Datenschutz und Bildung) bei Digitalisierungsprojekten bewährt hat.  

Mit der Zunahme der Geschwindigkeit von digitalen Veränderungen sind allerdings auch neue Herausforderung hinzugekommen. Die „Überwachung“ der Digitalisierungsprozesse kann zur Herausforderung werden, wenn im Mitbestimmungsgremium qualifiziertes Personal fehlt bzw. ausscheidet. Darüber hinaus rücken die Fähigkeiten der Beschäftigten („Skills“) sowie die Bildungsplanung und Bildungskonzepte immer mehr in den Vordergrund. 

Mitbestimmung im digitalen Wandel 

Ein entscheidender Faktor für die Bewältigung von Digitalisierungsprozessen ist beiden Praxisberichten zufolge die Beteiligung der Beschäftigten. So erwies sich die Einrichtung von arbeitgeber- und arbeitnehmerbesetzten Steuergremien sowie Netzwerktreffen für die Beschäftigten, die von der Digitalisierung betroffen sind, als gutes Beispiel, um eine möglichst breite Beteiligungskultur zu entwickeln. Es benötigt aber auch Ansprechpartner*innen vor Ort, die den Beschäftigten bei Fragen zur Verfügung stehen und kurzfristig Hilfestellung bei Herausforderungen im Digitalisierungsprozess anbieten. Die sogenannten „Digitalisierungslots*innen“ oder „Nutzervertreter*innen“ sind eng mit der Interessenvertretung vernetzt, um wichtige Themen in die bestehenden Ausschüsse weiterzuleiten und dort zu besprechen. 

Um eine bedarfsgerechte Qualifizierung der Beschäftigten zu ermöglichen und sie intensiv in die Weiterbildungsplanung einzubeziehen, werden derzeit in einem der Unternehmen „Weiterbildungsmentor*innen“ qualifiziert. Sie unterstützen auch bei den Fragestellungen, zu welchem Zeitpunkt und in welcher Form sich Weiterbildungsmaßnahmen bestmöglich in den laufenden Arbeitsprozess integrieren lassen. 

Des Weiteren haben Betriebsräte über den § 28a BetrVG die Möglichkeit, Aufgaben auf Ausschüsse zu übertragen. In diesen Ausschüssen können auch Beschäftigte ohne Betriebsratsmandat tätig sein und die Arbeit des Betriebsrats unterstützen. 

Ausblick 

Agile digitale Veränderungsprozesse werden auch zukünftig eine Herausforderung für Interessenvertretungen sein. Umso wichtiger ist es, dass sie mitbestimmt begleitet und gestaltet sind. Beide Praxisberichte verdeutlichen, dass eine kontinuierliche Anpassung von Checklisten, Ausschüssen und Beteiligungsformen sowie ein qualifiziertes Wissensmanagement mit bedarfsgerechten Schulungen auch zukünftig die Erfolgsfaktoren für eine positive Gestaltung von Digitalisierung sein werden.

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