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Mitbestimmungsindex (MB-ix)

Mitbestimmung und nachhaltige Personalpolitik

Mitbestimmte Unternehmen haben häufiger ein eigenes Personalressort im Vorstand, höhere Quoten in der dualen Berufsausbildung und einen höheren Anteil an Frauen im Vorstand. Das zeigt eine aktuelle Auswertung mit dem MB-ix.

Unternehmen stehen inmitten der Gesellschaft und eine zukunftsweisende Unternehmenspolitik muss sozialen, ökologischen und ökonomischen Kriterien gleichermaßen gerecht werden. Welchen Beitrag leistet die Mitbestimmung zu einer solchen gesellschaftspolitisch funktionalen Unternehmensführung? Um Erkenntnisse zu den Auswirkungen der Mitbestimmung auf nachhaltige Unternehmensziele zu gewinnen, fördert die Hans-Böckler-Stiftung ein Forschungsprojekt am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB). Zunächst ist dafür am WZB in einer ersten Projektphase der Mitbestimmungsindex MB-ix entwickelt worden.  

Der MB-ix misst die institutionelle Verankerung der (Unternehmens-)Mitbestimmung in Unternehmen aus dem DAX, MDAX, SDAX und TecDAX und 50 weiterer paritätisch mitbestimmter Unternehmen. Der MB-ix verortet sie auf einer Skala von 0 – für fehlende Mitbestimmung – und 100 – für die maximale Verankerung der Mitbestimmung. Mit diesem Messinstrument ist es ab sofort in weiteren Projektabschnitten möglich, Einflüsse der Mitbestimmung auf Bereiche wie Managervergütung, Personalpolitik, Internationalisierung sowie Innovation und Zukunftssicherung empirisch zu prüfen.

MB-ix

Der Mitbestimmungsindex "MB-ix"

Was leistet die Mitbestimmung für die Zukunft nachhaltig geführter Unternehmen? Der Mitbestimmungsindex MB-ix gibt Auskunft. Erstmals wird die Mitbestimmungsstärke in den Unternehmen unterschiedlich bewertet, um zu analysieren, inwieweit nachhaltige Unternehmensziele von der Mitbestimmung unterstützt werden. 

Das MB-ix Projekt wird durchgeführt vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung. 

Grafik: Höhere Ausbildungsquote in mitbestimmten Unternehmen

Wie wirkt Mitbestimmung auf Personalstruktur und Arbeitsbedingungen?

Der Wissenschaftler Robert Scholz vom WZB legte nun im Mitbestimmungsreport Nr. 32 die Ergebnisse aus der zweiten Projektphase vor, die den Zusammenhang zwischen Mitbestimmungsstärke und „guter Arbeit“ zu untersuchen hatte. „Gute Arbeit“ im Sinne von günstigen Arbeitsbedingungen zeichnet sich aus durch angemessenes Einkommen, Arbeitsplatzsicherheit, Ressourcenausstattung der Beschäftigten und ihre recht bemessene Beanspruchung durch die Arbeit. Die Arbeitsbedingungen sollen für die Beschäftigten entwicklungsfördernd und belastungsarm sein. Datengrundlage für die Studie waren Geschäftsberichte aus den Jahren 2006 bis 2013. Da die Unternehmen sehr unterschiedlich berichten, war streng zu prüfen, ob fehlende und uneinheitliche Daten die wissenschaftliche Aussagekraft beeinträchtigen. Die aus den Daten generierbaren Personalindikatoren messen „gute Arbeit“ nicht direkt, aber sie ermöglichen es, günstige Bedingungen „guter Arbeit“ in strukturellen Merkmalen auszudrücken. Mit solchen Indikatoren lassen sich nun in diesem Erhebungsumfang erste wissenschaftlich zuverlässige Aussagen über den Zusammenhang zwischen der Mitbestimmung und nachhaltiger Personalpolitik treffen, die eine Bedingung von „guter Arbeit“ ist:

Mitbestimmte Unternehmen haben häufiger ein eigenes Personalressort im Vorstand, sie legen also besonderen Wert auf die Mitarbeiterentwicklung. Daneben zeigt die Studie, dass eine starke Verankerung der Mitbestimmung im Unternehmen auch gesamtgesellschaftlichen Herausforderungen gegenüber günstig wirkt: Sind Unternehmen mitbestimmt, findet man nicht nur höhere Quoten in der dualen Berufsausbildung, sondern auch einen höheren Anteil älterer Arbeitnehmer. Ein weiterer signifikanter Zusammenhang ergibt sich für die Frauenquote in Vorständen: Unternehmen mit einem höheren Anteil an Frauen im Vorstand sind häufiger mitbestimmt als Firmen mit ausschließlich männlichen Vorständen.

Wenn Nachhaltigkeit bedeutet, dass Unternehmen günstige Bedingungen für  „gute Arbeit“ schaffen und gesamtgesellschaftlich günstige Strukturen fördern, dann kann man mit diesen Ergebnissen darauf bauen, dass die Mitbestimmung einen Beitrag dazu leistet. Zum Nutzen der Unternehmen und der Beschäftigten. Die Hans-Böckler-Stiftung fördert die Forschung rund um den MB-ix, um mit den Ergebnissen zur Diskussion über das Für und Wider von Mitbestimmung in Deutschland und über die Landesgrenzen hinaus einzuladen und sie zu versachlichen.

Cover MB-ix und Gute Arbeit

R. Scholz (2017): Der MB-ix und Gute Arbeit - Was wir messen können

Wirkungen der Mitbestimmung auf Personalstruktur und Arbeitsbedingungen

Reihe: Mitbestimmungs-Report, Nr. 32
Düsseldorf: 2017, ISSN 2364-0413
22 Seiten

Ansprechpartner: Norbert Kluge

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