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Mitbestimmungsindex (MB-ix)

Mitbestimmt ist nicht gleich mitbestimmt

Der MB-ix misst die Verankerung der Mitbestimmung im Aufsichtsrat. Eine aktuelle Untersuchung zeigt: Die Verankerung der Mitbestimmung variiert stark zwischen den Unternehmen. Das jeweilige Niveau der Mitbestimmung bleibt über die Zeit aber stabil.

Grafik MB-ix

Der Mitbestimmungsindex (MB-ix) analysiert anhand von sechs Indikatoren die Konfiguration der Repräsentation von Arbeitnehmer*innen primär im Aufsichtsrat. In den bisherigen Studien wurde mit Hilfe des MB-ix untersucht, ob und wie stark etwa der Einfluss der Mitbestimmung auf andere Kennzahlen der Unternehmensperformanz ist, wie etwa Investitionsquoten, Cash-Flow, Produktivität oder auch Ausbildungsquoten oder die grundlegende strategische Ausrichtung.

MB-ix

Wie stark ist die Mitbestimmung in einem Unternehmen verankert? Wie trägt Mitbestimmung zu einer zukunftsweisenden Unternehmensführung bei? Der MB-ix gibt Auskunft.

Der MB-ix-Datensatz beginnt im Jahr 2006 und wird jährlich fortgeschrieben. Aus diesem Grund hat eine neue wissenschaftliche Untersuchung die zeitliche Perspektive in Betracht genommen. Sie kommt zu zwei zentralen Ergebnissen: 

  1. Die Verankerung der Mitbestimmung variiert stark zwischen den Unternehmen
  2. Das jeweilige unternehmensspezifische Niveau der Mitbestimmung bleibt über die Zeit stabil.

Die Unternehmen nähern sich also in Hinblick auf ihr Niveau der Verankerung der Mitbestimmung im Aufsichtsrat im Zeitverlauf weder an, noch driften sie auseinander (vgl. Abbildung). Der institutionelle Kontext– etwa beeinflusst durch Gesetze, Betriebs- und Sozialpartnerschaft – bedingt eine pfadabhängige Kontinuität. So wird eine Abschwächung oder Stärkung auch für die Akteur*innen aufwendig bzw. wird gar nicht beabsichtigt. Stattdessen scheint die jeweilige unternehmenstypische Konfiguration der Mitbestimmung selbst Stabilität und Erwartungssicherheit zu verschaffen, auch für die Seite der Anteilseigner*innen. 

Grafik Veränderung der Mitbestimmungsstärke im Zeitverlauf 2006 bis 2018

Die damit nachgewiesene Stabilität der Mitbestimmungsniveaus in den Unternehmen kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich viele – auch börsennotierte Unternehmen – der Mitbestimmung entziehen. Das geschieht etwa durch die Umfirmierung in eine ausländische Rechtsform oder eine Europäische Aktiengesellschaft (SE). Das verwundert insofern, weil die Ergebnisse zeigen, dass die Unternehmensmitbestimmung in ihrer jeweiligen Ausprägung eine hohe Stabilität aufweist und von temporären Schocks, wie etwa der Finanzkrise 2008/09 oder anderen auch branchenbezogenen Finanzmarktverwerfungen, weitestgehend unberührt bleibt. Gerade dieser Rahmen eines stabilen Settings an Akteuren, die an einer langfristig orientierten Existenz eines erfolgreichen Unternehmens interessiert sind, gewährleistet eine Handlungsfähigkeit in einer zunehmend volatilen Umwelt.


Weiterführende Informationen

Scholz, Robert/Vitols, Sigurt (2021): Mitbestimmt ist nicht gleich mitbestimmt. Pfadabhängige Variation der Unternehmensmitbestimmung in Deutschland. In: Industrielle Beziehungen, Jg. 28, H. 3, S. 317-341.

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