Entstehungsprozess der Szenarien
Es braucht seine Zeit, Szenarien zu entwickeln – und je mehr Menschen an diesem Prozess beteiligt sind, desto spannender wird das Unterfangen. Ein kurzer Überblick über den Projektverlauf von den ersten Planungen bis hin zur Fertigstellung der Publikation.
Das Szenario-Projekt „Mitbestimmung 2035“ ist eine Erkundungsreise der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Instituts für Mitbestimmung und Unternehmensführung der Hans-Böckler-Stiftung (I.M.U.). Zeithorizont für die Überlegungen sind die kommenden beiden Jahrzehnte – also eine Spanne in der sich vieles verändern kann. 25 Menschen haben sich mit ihrer speziellen Expertise und ihren ganz persönlichen Sichtweisen auf das Handlungsfeld der Mitbestimmung eingebracht und gemeinsam vier mögliche Entwicklungspfade herausgearbeitet und ausgelotet. Ein Kernteam, bestehend aus sechs Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stiftung sowie zwei Moderatoren des Berliner Instituts für prospektive Analysen (IPA), hat den rund einjährigen Prozess strukturiert und begleitet sowie die Ergebnisse der einzelnen Arbeitsphasen gebündelt. Im Folgenden wird der Verlauf von den ersten Planungen bis hin zur Fertigstellung dieser Publikation kurz skizziert.
Treffen mit dem Kernteam und 1. Szenarioworkshop
Im Januar 2014 kam das Kernteam erstmals zusammen, um die Zeitplanung und die Aufgabenverteilung festzulegen sowie das Verfahren für eine online-gestützte Befragung aller Kolleginnen und Kollegen des Instituts zu besprechen. In der Folge wurde ein Fragebogen mit zehn offenen Fragen zur Zukunft der Mitbestimmung formuliert und im Kernteam abgestimmt.
Der erste von drei Szenario-Workshops mit allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern fand vom 19. bis 21. Mai 2014 in den Düsseldorfer Stadtwerken statt. Hier wurden der Orientierungsrahmen sowie erste Materialien und „Wegmarken“ für die Erstellung der Szenarien erarbeitet. Im Rahmen dieses Workshops ging es vor allem darum, auf der Grundlage der vielfältigen Zukunftsbilder aus dem Fragebogen und den Interviews, das Feld zu ordnen und grundlegende Entwicklungsalternativen zu identifizieren. Am Ende des Workshop standen vier grob umrissene Zukunftsräume.
Am 3. Juli 2014 wurden im Rahmen eines weiteren Kernteamtreffens zum einen die Ergebnisse des Szenarios-Workshops besprochen und ausgewertet, zum anderen die Ablaufplanung für den nächsten Szenario-Workshops konkretisiert.
2. Szenarioworkshop: Vertiefung der Rohfassungen
Der zweite Szenario-Workshop mit der Gesamtgruppe vom 30. Juli bis 1. August 2014 im FFFZ Düsseldorf stand ganz im Zeichen der tiefer gehenden Erkundung der im ersten Workshop nur grob skizzierten Zukunftsräume. Welche kausalen Zusammenhänge könnten die Entwicklung hier jeweils antreiben bzw. in eine bestimmte Richtung lenken? Wie sehen jeweils die zentralen Auswirkungen für unterschiedliche Ebenen der Mitbestimmung aus? Welche Konflikte und Dilemmata prägen das jeweilige Szenario? Worüber würden die Medien mit Blick auf die Mitbestimmung wohl berichten? Diese und andere Fragen wurden in Kleingruppen wie im Plenum intensiv diskutiert. Die Szenarien gewannen an Kontur.
Auf der Grundlage aller bis dahin erarbeiteten Ergebnisse wurden im Anschluss an den zweiten Szenario-Workshop vier Szenario-Entwürfe sowie eine Übersichtsmatrix zu unterschiedlichen mitbestimmungsrelevanten Ebenen verschriftlicht. Zudem wurden die Zitate aus dem Fragebogen und den Interviews erneut ausgewertet, diesmal im Hinblick darauf, inwieweit sich die einzelnen Aussagen einem der vier Szenarien zuordnen lassen. Dieser Cross-Check machte deutlich, dass die Szenario-Entwürfe das Spektrum der unterschiedlichen Zukunftsbilder in der Gesamtgruppe gut abbilden.
Die Entwürfe und die Übersichtsmatrix wurden im Folgenden über mehrere Feedbackrunden und zwei Treffen im Kernteam weiter bearbeitet und konkretisiert. Zudem wurden ergänzend zu den längeren Fassungen auch Kurzfassungen der Szenarien sowie spezifische Leitfragen erstellt, die sich aus den einzelnen Szenarien für Akteure der Mitbestimmung ergeben.
3. Szenarioworkshop: Bezug zum eigenen Arbeitskontext
Vom 17. bis 18. November 2014 fand schließlich im Landhaus Milser in Duisburg der dritte Szenario-Workshop statt, in dem die Szenario-Entwürfe von der Gesamtgruppe reflektiert und Bezüge zum eigenen Arbeitskontext hergestellt wurden: Welche „Werkzeuge“ haben wir bzw. müssen wir entwickeln, um für die in den einzelnen Szenarien beschriebenen Entwicklungen gewappnet zu sein? Wie würden sich die einzelnen Szenarien auf unsere Handlungsspielräume auswirken, welche Chancen und welche Risiken wären jeweils damit verbunden? Am Ende ging es natürlich auch um die Frage, welche der Szenarien eher als erstrebenswert empfunden werden und welche man vermeiden möchte.
In einer abschließenden Redaktionsphase wurden die Szenarien dann zusammen mit weiteren ergänzenden Materialien in ihre finale Form gebracht und für die Veröffentlichung vorbereitet.