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Unternehmen 2040

Die Szenarien auf einen Blick

Die vier Szenarien – BENCHMARK, BRICOLAGE, B.I.G. TECH und GEO-ECONOMICS – kompakt zusammengefasst.

Visual Unternehmen 2040
Szenario 1

BENCHMARK

Aufgrund der zunehmenden Marktmacht von einzelnen Unternehmen, insbesondere bei den „Gatekeepern“ der Plattformökonomie, nehmen unerwünschte Nebeneffekte in den 2020er-Jahren zunächst noch weiter zu: die Externalisierung von sozialen und ökologischen Kosten, Lobbyismus und politische Einflussnahme, Steuervermeidung, in der Krise too big to fail, Monopole und Oligopole, Arbitrage durch Datenhoheit, Verschlechterung der Arbeitsbedingungen etc. Darum setzen die meisten Industrieländer, zum Teil auch flankiert durch internationale Abkommen, auf einen neuen Rahmen für den Wettbewerb. Konzentrationsprozesse werden begrenzt, nachhaltigere Produktionsweisen verbindlich gemacht, Level Playing Fields für die Datenökonomie geschaffen und wettbewerbsverzerrende Praktiken eingehegt. Aber auch wenn „Grüne Geschäftsmodelle“ in vielen Bereichen gedeihen: hohe Erlöse, wachsende Umsätze und die Wertsteigerung des Unternehmens bleiben die zentralen Orientierungsmarken für den Erfolg. In vielen Bereichen dominieren weiterhin der preisgetriebene Wettbewerb und Skaleneffekte, aber auch im Premiumsegment und mit innovativen „Smart Products & Services“ lässt sich gutes Geld verdienen. Leistungsorientierung sowie ein hohes Veränderungs- und Innovationstempo prägen das Wirtschaften. Im Ergebnis ist die deutsche Wirtschaft im Jahr 2040 vielfältiger und im globalen Wettbewerb nach wie vor gut aufgestellt. Aber nicht nur das BIP, auch die soziale Ungleichheit ist weiter angewachsen.

Illustration Szenario Benchmark
Szenario 2

BRICOLAGE

Immer mehr Anspruchsgruppen nehmen Einfluss – insbesondere da, wo die Logik des Marktes zu kurz greift. Die Menschen wollen zunehmend sinnvolle Produkte mit einer guten „Entstehungsgeschichte“, die Erwartungen an Arbeitsverhältnisse werden vielfältiger, Unternehmen müssen die Belange der lokalen Bevölkerung stärker einbeziehen. Auch der politisch verordnete ökologische Umbau der Wirtschaft sowie immer kürzer aufeinanderfolgende Krisen in den 2020er-Jahren tragen dazu bei, dass der bestehende „Unternehmensfuhrpark“ und die eingespielten Managementkonzepte unter Druck geraten. Manchen Unternehmen gelingt der Wandel, anderen nicht. Vielfältige Formen des „neuen Wirtschaftens“ entstehen neben und in Wechselwirkung mit den konventionellen Unternehmen. Die Wirtschaft wird vielfältiger und kleinteiliger. Stoffkreisläufe werden regionaler, der Austausch von Daten und Know-how globaler. Egal, ob öffentlich und/oder privat, ob generationsübergreifende Infrastruktur oder anlassbezogene „Pop-up-Produktion“ – im Jahr 2040 brauchen Unternehmungen einen klaren Daseinszweck, der weit über das bloße Erzielen von Gewinnen hinausgeht und den Bedürfnissen ganz unterschiedlicher Stakeholder-Gruppen gerecht werden muss. Über Sharing-Modelle hinauswachsend, gewinnen Praktiken wie Prosuming, Open Innovation und eine Ökonomie der Gemeingüter zunehmend an Kontur.

Illustration Szenario BRICOLAGE
Szenario 3

B.I.G. TECH

Große Unternehmen können die wirtschaftlichen Turbulenzen und Krisen der 2020er-Jahre besser bewältigen als die Mehrzahl der kleinen und mittleren. Auch bei der digitalen Transformation und dem ökologischen Umbau sind Economies of Scope, große F&E-Abteilungen, Netzwerkeffekte und politischer Einfluss von Vorteil. Es kommt zu weiteren Konzentrationsprozessen – die Dominanz weniger Unternehmen und das Verschwinden vormaliger Branchengrenzen prägen die Entwicklung. Zugleich ändern sich die Rahmenbedingungen: Es geht darum, die Versorgung der Menschen, umweltverträgliches Wirtschaften und politische Stabilität in Einklang zu bringen. Globale Probleme erfordern auch globale Lösungen – das multilaterale Regelwerk gewinnt an Konturen. Häufig sind es Unternehmen, die Nachhaltigkeitsstrategien entwickeln, neue Steuerungsformen ermöglichen, technologische wie auch soziale Innovationen vorantreiben und neue Standards (um-)setzen. Regierungen und Konzernzentralen gehen so eine Symbiose ein, um die Transformation zu ermöglichen und gemeinsam zu managen. Die Grenzen zwischen privatwirtschaftlichen und gesellschaftlichen Zielen verschwimmen zunehmend. Die großen Plattform-Unternehmen werden zu Gemeinwesen. Algorithmen prägen das Verhalten und gewährleisten die Einhaltung von Nachhaltigkeitsstandards.

Illustration Szenario B.IG. TECH
Szenario 4

GEO-ECONOMICS

Die zunehmende Konkurrenz um Einfluss, Märkte und knapper werdende Ressourcen verhärtet die Fronten zwischen den geopolitischen Machtzentren. Der Konflikt zwischen den USA und China um die globale Vormachtstellung spitzt sich weiter zu, ebenso wie regionale Spannungen. „We-First-Politiken“ schaukeln sich auf ganz unterschiedlichen Ebenen gegenseitig auf. Regierungen nehmen massiv Einfluss, um die Widerstandskraft und Wettbewerbsfähigkeit ihrer Wirtschaft zu stärken. Im Bereich der strategischen Schlüsseltechnologien werden Förderprogramme, Innovationscluster und Exzellenzinitiativen sowie Abkommen bzw. Verträge zur Sicherung produktionsrelevanter Ressourcen vorangetrieben. Der Schutz heimischer kritischer Infrastrukturen hat hohe Priorität. Insbesondere große Unternehmen an den Schnittstellen der Plattformökonomie profitieren davon. Aber auch in vielen Industriebereichen führen (politisch forcierte) Fusionen und Aufkäufe zu Konzentrationsprozessen. Im Jahr 2040 setzen wenige Leitunternehmen die Spielregeln für eine Vielzahl von Sub-Unternehmen, Zulieferern sowie für Beschäftigte und Freelancer. Wirtschaftliche Stärke gilt als wesentliche Komponente politischer Macht und Unabhängigkeit im Wettbewerb der Systeme. Bei sozialen und ökologischen Zielsetzungen müssen dafür auch mal Kompromisse in Kauf genommen werden. Denn es geht um nicht weniger als die Verteidigung unserer Lebensweise.

Illustration Szenario GEO-ECONOMICS