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Mitbestimmungsreport 83

Vorstandsvergütung im DAX steigt in 2023

Die DAX-Vorstandsgehälter steigen wieder, besonders für Vorsitzende. Unser Report erklärt, warum die Vergütung in den kommenden Jahren trotz der schwierigen Wirtschaftslage weiter steigen könnte.

Grafik: Zwei Hände halten einen Geldsack.

Die Komplexität der Vergütungssysteme mit einem großen Anteil variabler Vergütungsbestandteile erschwert das Verständnis über den Vergütungszufluss an die Vorstände. Der vorliegende Report soll einen Beitrag dazu leisten, mehr Transparenz und Verständnis in die Debatten um die Ausgestaltung der Vorstandsvergütung zu bringen. Das Untersuchungssample umfasst insgesamt 89 Unternehmen, die im Geschäftsjahr 2023 entweder dem DAX oder dem MDAX angehörten. Als Datengrundlage dienen die öffentlich zugänglichen Vergütungsberichte dieser Unternehmen für das Geschäftsjahr 2023. Diese enthalten detaillierte Angaben zur Vergütung der Vorstands- und Aufsichtsratsmitglieder.

Mitbestimmungsreport 83 - Vorstandsvergütung

Vorstandsvergütungsstudie 2024

Entwicklung der Vergütung von Vorständen aus DAX- und MDAX-Unternehmen im Geschäftsjahr 2023

Navid Armeli

Mitbestimmungsreport 83
ISSN 2364-0413

Grafik - Gewährte Vergütung in Mio. Euro pro Person

Unsere Auswertung zur Entwicklung der Vorstandsvergütung zeigt unterschiedliche Entwicklungen in DAX und MDAX.

Die Entwicklung der Gesamtvergütung wird in Abbildung 1 verdeutlicht. Für Vorstandsvorsitzende von DAX-Unternehmen lag die gewährte Medianvergütung im Geschäftsjahr 2023 bei 6,11 Millionen Euro – ein deutlicher Anstieg von mehr als 19 Prozent bzw. knapp einer Million Euro. Für ordentliche Vorstandsmitglieder ist die Medianvergütung um knapp 2 Prozent von 2,57 Millionen Euro auf 2,62 Millionen Euro gestiegen. Damit ist klar, dass der Rückgang aus dem Geschäftsjahr 2022 zumindest im DAX keine Trenderscheinung war. Im MDAX sank die Vergütung dagegen im Median für Vorstandsvorsitzende um ca. 11 Prozent von 2,79 Millionen Euro auf 2,48 Millionen Euro und für ordentliche Mitglieder des Vorstandsgremiums um etwa 8 Prozent von 1,49 Millionen Euro auf 1,39 Millionen Euro.

Was erklärt die Unterschiede in der Höhe der Vergütung zwischen DAX und MDAX? Im deutlich international ausgerichtetem DAX wird generell höher vergütet. Ein Blick auf die Entwicklung der einzelnen Vergütungsbestandteile in Abbildung 2 liefert jedoch eine weitere Erklärung.

Grafik - Anteile der Vergütungskomponenten im Zeitverlauf

Der Long Term Incentive (LTI), also die langfristige variable Vergütung, macht im DAX mit 19,7% einen deutlich größeren Anteil der Gesamtvergütung aus als im MDAX, wo sein Anteil bei nur 6,6% liegt. Vor dem Hintergrund der aktienrechtlichen Vorgabe einer langfristig und nachhaltig ausgerichteten Vorstandsvergütung für börsennotierte Unternehmen, ist die geringe Gewichtung des LTI im MDAX besonders ausfällig. Eine so niedrige Gewichtung des LTI ist auch nicht in den Vergütungssystemen der Unternehmen als Zielvergütung angelegt, wie ein Vergleich der Anteile der gewährten LTI-Zahlungen mit den 100-Prozent-Zielwerten für die Jahre 2022 und 2023 verdeutlicht.

Grafik - Anteil der langfristigen Vergütung an der Gesamtvergütung

Die Zielwerte in Abbildung 3 repräsentieren die geplante LTI-Vergütung für das Geschäftsjahr, wenn die Zielerreichung bei 100 Prozent liegt. Die Zielwerte können daher als geplante bzw. in Aussicht gestellte LTI-Vergütung für 2022 und 2023 interpretiert werden, die jedoch in der Regel erst nach Abschluss des mehrjährigen Betrachtungszeitraums ausgezahlt wird. Abbildung 3 verdeutlicht eine große Diskrepanz zwischen dem Zielwert und der Summe, die tatsächlich ausgezahlt wurde. In DAX und MDAX liegt der Anteil des LTI an der Zielgesamtvergütung bei jeweils knapp 40 Prozent. Dem gegenüber stehen die bereits genannten deutlich niedrigeren LTI-Zuflüsse aus 2023.

Grafik-Zielerreichung bei kurzfristiger variabler Vergütung

Die Diskrepanz lässt sich durch eine verhältnismäßig schlechtere Zielerreichung bei LTI-Tranchen aus vergangenen Jahren erklären. Teilweise ausgeglichen werden diese Unterschiede durch eine erhöhte Zielerreichung im Short Term Incentive (STI), also der kurzfristigen variablen Vergütung. So lag die Zielerreichung 2023 im DAX bei 132,7 Prozent und im MDAX bei 123,1 Prozent (Abbildung 4). Das bedeutet, dass die Vorstände die ihnen gesetzten Ziele im STI übertreffen, und das bereits nicht zum ersten Mal, wie der Blick auf den Mehrjahresverlauf bestätigt.

Die beiden genannten Entwicklungen im LTI und STI legen nahe, dass die Vergütung in den kommenden Jahren weiter steigen könnte. Aktuell wirkt eine erhöhte Zielvergütung im STI für einen Ausgleich gegenüber der geringeren Gewichtung des LTI an der Gesamtvergütung. Es kann jedoch nicht davon ausgegangen werden, dass die Diskrepanz zwischen Ziel- und Gewährungswert im LTI langfristig erhalten bleibt. Vor dem Hintergrund der schwierigen wirtschaftlichen Lage, in der sich viele Unternehmen befinden, sind Aufsichtsräte nun besonders gefragt, die Entwicklung der Vorstandsvergütung genau im Blick zu behalten. So sollten sie sowohl die Angemessenheit der Zielwerte prüfen, als auch, mit Blick auf die Entwicklung im STI, die Parameter für die Zielerreichung in den kommenden Jahren ambitionierter ausgestalten.