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Transformation und Standortsicherung bei Iveco Magirus

Zielbilder für eine nachhaltige Entwicklung

Mit drei Unternehmensbereichen ist der Iveco-Konzern 2023/24 in Deutschland vertreten. Alle sind jeweils von tiefgreifenden transformatorischen Veränderungen betroffen. Um Synergien für eine nachhaltige Entwicklung nutzen und entsprechend Kräfte und Ressourcen bündeln zu können, bedarf es neuer Zukunftsbilder für die Iveco-Group in Deutschland und insbesondere für den Hauptstandort Ulm.

Icon Förderlinie Transformation

Der italienische Nutzfahrzeughersteller Iveco steht mit der doppelten Transformation zur Elektromobilität und Digitalisierung in allen Unternehmensbereichen vor immensen Herausforderungen. Am deutschen Hauptstandort Ulm sind die Bereiche Iveco (Antriebstechnik und Umbau) und Magirus (Brandschutztechnik) mit langer Tradition angesiedelt. Hinzu kommen über ganz Deutschland verteilte Vertriebs- und Servicestandorte (Niederlassungen). 

Aufgrund des hohen Transformationsdrucks entschied sich der Betriebsrat, mithilfe von zukunftsfähigen Zielbildern den Wandel in den drei Unternehmensbereichen mit ihren jeweils rund 1.000 Beschäftigten strategisch anzugehen und zu begleiten. Dabei kam es ihm besonders darauf an, die im Kontext der doppelten Transformation gegebenen je spezifischen Chancen und Risiken für die Beschäftigungs- und Standortsicherung zu nutzen. Unter anderem stellen sich ihm folgende Herausforderungen:

  • Iveco mit der Lkw-Entwicklung und dem Umbau von Nutz- zu Spezialfahrzeugen sowie mit der Entwicklung und Produktion von alternativen Antrieben für batterieelektrische und Brennstoffzellen-Lkw muss die Skalierung der Produktion meistern und den Standort für die Serienproduktion alternativer Antriebe umrüsten.
  • Bei Magirus steht die umfassende Digitalisierung der Brandschutztechnikprodukte sowie die Modernisierung und digitale Transformation der internen Prozesse und des Produktionssystems an. Darüber hinaus muss sich das Unternehmen stärker mit der Umstellung von Brandschutzfahrzeugen auf emissionsarme beziehungsweise alternative Antriebstechnologien befassen.
  • Parallel dazu müssen die Iveco-Niederlassungen deutschlandweit fit für die Elektrifizierung und Digitalisierung gemacht werden. Das erfordert zum einen, die entsprechenden technischen Voraussetzungen zu schaffen und zum anderen, die Beschäftigten in Service und Vertrieb auf diese Veränderungen vorzubereiten.

Diese Ausgangslage nahmen die IG Metall Ulm, der Gemeinschaftsbetriebsrat von Iveco Magirus am Standort Ulm und der Konzernbetriebsrat zum Anlass, mit Hilfe eines Projekts im Rahmen der Förderlinie Transformation der Hans-Böckler-Stiftung zu erkunden, wie der gesamte Iveco Magirus-Standort Ulm für die Zukunft gesichert werden kann. Dabei stellte sich auch die Frage, welche Synergien entstehen und genutzt werden könnten, um alle drei Unternehmensbereiche zukunftsfähig weiterzuentwickeln. Oberstes Ziel sollte sein, die vorhandenen Arbeitsplätze zu erhalten und die Beschäftigten für den bevorstehenden Wandel sowohl zu qualifizieren als auch verstärkt in die anstehenden Veränderungsprozesse einzubeziehen.

Für die Projektleitung konnte Dr. Jürgen Dispan vom IMU-Institut in Stuttgart gewonnen werden.

Das Projekt „Transformation und Zukunftssicherung bei Iveco Magirus“ will einen Beitrag zur Beschäftigungssicherung und Standortverankerung leisten. Der Standort Ulm stand 2012 bereits vor einer existenziellen Bedrohung, nachdem der Iveco-Konzern beschlossen hatte, die bisher dort angesiedelte Lkw-Produktion nach Spanien (Madrid) auszulagern. Im Laufe der Auseinandersetzung gelang es aber, auf dem Gelände des früheren Nutzfahrzeugwerks Kernbereiche der Entwicklung und Produktion von Nutzfahrzeugantrieben für Iveco sowie von Magirus-Drehleitern und -Löschfahrzeugen zu sichern. Seit dem Frühjahr 2024 ist der Standort jedoch wieder in den Schlagzeilen, nachdem der Verkauf von Magirus an einen Finanzinvestor verkündet wurde und eine Restrukturierung in Ulm ansteht.

Im vom Herbst 2023 bis Sommer 2024 laufenden Projekt wurden zusammen mit der IG Metall-Bezirksleitung Baden-Württemberg zunächst in allen drei Unternehmensbereichen „Zukunfts-Checks“ durchgeführt, an denen sich Betriebsratsmitglieder, Vertrauensleute und interessierte Beschäftigte beteiligten. Dabei stand im Mittelpunkt, nachhaltige Zukunftsperspektiven für die jeweiligen Bereiche wie auch für den gesamten Iveco-Standort Ulm zu entwickeln.

Aus den jeweiligen Bestandsaufnahmen als Ergebnis der „Zukunfts-Checks“ und ergänzenden umfangreichen Datenauswertungen wurden schließlich Zielbilder für die Mitbestimmungsakteur*innen entwickelt, aus denen heraus der Betriebsrat Leitlinien und Forderungen für den Dialog und für Verhandlungen mit dem Management in den jeweiligen Unternehmensbereichen ableiten konnte.

Aussagen aus Interviews mit betrieblichen Expert*innen aus der Belegschaft und dem Management sollten die erarbeiteten Bilder abrunden.

Aufgrund der Verkaufsverhandlungen und betrieblicher Probleme ließ sich das Projekt jedoch nicht in seiner vollen Breite realisieren. Zwar konnten die Zielbilder entwickelt und in Mitbestimmungsgremien diskutiert werden. Es gelang jedoch nicht, diese auch – wie ursprünglich geplant – mit der Geschäftsführung und dem Management zu erörtern.

Gleichwohl konnte zum Ende des Projekts ein beteiligungsorientiert erstellter Zielkatalog für die Zukunft des Standorts Ulm mit seinen Unternehmensbereichen und der Niederlassungen vorgelegt werden. Dieser enthält über die darin aufgeführten konkreten betrieblichen Handlungsoptionen hinaus zentrale Aussagen zur Anlage, Vorgehensweise und zu den Ergebnissen des Projekts.  Dadurch sollen Mitbestimmungsakteur*innen auch aus anderen Unternehmen, die sich ebenfalls in tiefgreifenden Transformationsprozessen befinden, angeregt werden, ähnliche Vorgehensweisen bei einer arbeitnehmerorientierten Situationsanalyse und Strategieentwicklung zu erproben.

Das Projekt startete mit einem Kick-off-Workshop für Mitglieder des Betriebsausschusses des Gemeinschaftsbetriebsrats von Iveco Magirus, in dem die Vorgehensweise festgelegt wurde. Ihm schloss sich eine umfassende Besichtigung der verschiedenen Unternehmensbereiche am Standort Ulm an.

Vereinbart wurde, für alle drei Unternehmensbereiche zunächst die vom Transformations-Team der IG Metall Baden-Württemberg konzipierten „Zukunfts-Checks“ als Basis für eine Situationsanalyse durchzuführen. Darauf aufbauend sollten dann im weiteren Verlauf des Projekts im Wege eines beteiligungsorientierten Verfahrens klar zugeschnittene Zielbilder für die einzelnen Bereiche und den gesamten Standort von Iveco Magirus in Ulm erarbeitet werden. Diese könnten den Mitbestimmungsakteur*innen als handlungsleitender Kompass dienen, um daraus konkrete Forderungen an die Geschäftsleitung und das Management entwickeln und in tarifliche oder betriebliche Regelungen einbringen zu können.

„Zukunfts-Checks“ zur Situationsanalyse

Im Mittelpunkt der „Zukunfts-Checks“ standen Stärken-Schwächen-Chancen-Risiken(„SWOT“)-Analysen, deren Ergebnisse später durch Aussagen aus Interviews mit betrieblichen und überbetrieblichen Expert*innen, ausgewerteten betrieblichen Daten und den Erkenntnissen aus einer Dokumentenanalyse ergänzt wurden. 

Diesen eintägigen „Zukunfts-Check“-Workshops folgte ein weiterer Workshop im erweiterten Betriebsausschuss, bei dem bereits erste Ergebnisse der Analysen zusammengeführt und erste Ideen für Zielbilder und Handlungsoptionen bezüglich der drei Unternehmensbereiche präsentiert werden konnten. Die hierbei gewonnenen Erkenntnisse flossen dann ebenfalls in die später geführten Interviews mit den Expert*innen ein.

Ein im Zuge des Projekts geplanter Workshop mit Managementvertreter*innen, bei dem erstmals die von der IG Metall Baden-Württemberg entwickelte Methode „Zukunfts-Check“ in einem Führungskräfteworkshop erprobt werden sollte, kam wegen der angespannten Lage durch den geplanten Verkauf von Magirus nicht mehr zustande.

Dennoch gelang es am Ende des Projekts, die Stärken und Schwächen, Chancen und Risiken der einzelnen Unternehmensbereiche und des gesamten Standorts umfassend abzubilden und für die betriebsinterne Diskussion zu dokumentieren.

Für den Standort Ulm beispielsweise förderte die SWOT-Analyse unter anderem folgende Stärken zutage: Besonders hervorgehoben wird darin die Belegschaft mit ihrem hohem Facharbeiteranteil. Diese zeichne sich vor allem durch eine hohe Problemlösungskompetenz, ein hohes Qualifikationsniveau sowie durch Flexibilität und Anpassungsfähigkeit aus. Auch zählt die Analyse die fachliche Kompetenz im Themenfeld „neue Antriebe“ (Batterie- und Brennstoffzellenantrieb) und die Marktführerschaft bei Gasantrieben (LNG, CNG) zu den großen Stärken des Standorts. Darin steckten chancenreiche Zukunftspotenziale, die es angesichts des wachsenden Marktes für emissionsarme Antriebe und der aufkommenden Elektromobilität im Nutzfahrzeugbereich auszubauen gelte. Ebenfalls positiv gewertet wird die Tatsache, dass Beschäftigte bereits für die Digitalisierung und Vernetzung der Produkte qualifiziert werden und dass eine Teststrecke für autonomes Fahren schon in Betrieb genommen wurde.

Zielbilder für Mitbestimmungsakteur*innen

Die aus den jeweiligen SWOT-Analysen für die Bereiche Iveco, Magirus, Niederlassungen wie auch für den gesamten Hauptstandort Iveco Magirus Deutschland in Ulm gewonnenen Erkenntnisse bildeten schließlich die Grundlage für die in einem beteiligungsorientierten Prozess entwickelten Zielbilder. Hierbei kristallisierte sich im Laufe des Projekts immer deutlicher heraus, dass es von Seiten des Konzerns weitaus größerer Anstrengungen, Investitionen und Innovationen bedarf als bisher getätigt, um diese drei Unternehmensbereiche zukunftsfähig zu machen. Dies betrifft insbesondere die umfängliche Beteiligung und Qualifizierung (allgemein und in Richtung Future Skills) der Belegschaft.

Grafik

Zielbild Iveco: Für Iveco beispielsweise zeigt sich, dass sich dieser Unternehmensbereich in Ulm nur unter der Voraussetzung zu einem – wie im Zielbild beschrieben – Kompetenzzentrum für alternative Antriebe in Nutzfahrzeugen und/oder zu einem Kompetenzzentrum für Fahrerassistenzsysteme und autonomes Fahren weiterentwickeln könnte, dass mehr investiert und die Belegschaft sowohl in die Veränderungsprozesse stärker einbezogen als auch entsprechend qualifiziert würde.

Iveco in Ulm für die Zukunft aufstellen: Das ist unsere Aufgabe. Hier setzen wir mit den Kompetenzzentren für batterieelektrische und Brennstoffzellen-Nutzfahrzeuge an. Bei den alternativen Antrieben geht es um Entwicklungs- und Produktionskompetenzen bei den Themen Batterie und Wasserstoff und um die Weiterentwicklung zur Serienfertigung. Und parallel dazu soll der Standort als Kompetenzzentrum für Fahrerassistenzsysteme und autonomes Fahren ausgebaut werden. Nur mit dem strategischen Ausbau dieser Zukunftsthemen lassen sich Beschäftigung und gute Arbeit am Standort Ulm sichern.

Wilfried Schmid, Betriebsratsvorsitzender Iveco Magirus Ulm

Auch müsste sich Iveco auf neue Geschäftsmodelle im Bereich der Nutzfahrzeuge einlassen. Erforderlich wäre ferner, die Digitalisierung sämtlicher Prozesse und Strukturen voranzutreiben und die Bereiche Vertrieb, Service und Entwicklung in den Kompetenzzentren stärker zusammenzubinden.

Zielbild Niederlassungen: Die zwei wichtigsten Zielbild-Elemente für die Servicestützpunkte von Iveco beziehen sich auf neue Antriebstechnologien und auf die Digitalisierung in Service und Verkauf. Für die Wartung und Reparatur batterieelektrischer Antriebe müssten zunächst einmal die entsprechenden Voraussetzungen geschaffen werden. Die nächste Ausbaustufe würde dann auch Brennstoffzellenantriebe betreffen (Ready for BEV & H2). Hierfür sollten dann ebenfalls zügig die baulichen und technischen Voraussetzungen in den Servicestützpunkten in Angriff genommen werden. Gleichzeitig stelle sich die Aufgabe, die Beschäftigten auf die neuen Kompetenzanforderungen hin zu qualifizieren.

Wir müssen die anstehende Transformation in den Niederlassungen jetzt aktiv gestalten. Dies bedeutet zum einen, die Beschäftigten für das Thema Batterie und Wasserstoff fit machen. Zum anderen geht es darum, die technischen Rahmenbedingungen in den Werkstätten zu schaffen. Hier ist auch die Politik gefordert.

Nicolas Bauer, IG Metall Baden-Württemberg

Um konkret zu machen, worum es bei den Niederlassungen geht, wurde im Rahmen des Projekts für einen Pilotstützpunkt eine Projektskizze erarbeitet, die nicht nur eine Schnellladestation und Wasserstofftankstelle beinhaltet, sondern auch Weiterbildungsangebote für die Belegschaft vorsieht, darunter beispielsweise Module für die Qualifizierung zur „Fachkundigen Person Hochvolt“. Aus der „Readiness für BEV & H2“ wird allerdings nur dann ein Schuh für die Niederlassungen, wenn auch die „Digital Readiness“ in Werkstatt und Verkauf gewährleistet ist.

Es bedarf dringend eines Zukunftspfads für die Niederlassungen. Deshalb haben wir für einen Pilot-Stützpunkt für Service und Verkauf ein erstes Transformationskonzept angeregt. Das könnte eine Blaupause für die Beantwortung entscheidender Fragen sein: Wie können die Niederlassungen auf der technischen und Gebäudeebene zukunftsfit gemacht werden? Wie sollten die Kfz-Mechatroniker*innen, die Nfz-Verkäufer*innen und das weitere Personal qualifiziert werden? Und welche Möglichkeiten gibt es, sie bei der Einführung neuer Technologien und bei der Gestaltung guter Arbeit stärker zu beteiligen?

Dr. Jürgen Dispan, IMU Institut Stuttgart

Zielbild Magirus: Auch bei den Feuerwehrfahrzeugen werden CO2-neutrale Antriebe künftig eine immer größere Rolle spielen, weil die Auftraggeber zunehmend Wert darauf legen, europäische Standards, insbesondere die ESG(Environmental, Social and Governance)-Kriterien, zur Nachhaltigkeit zu erfüllen. Für Magirus drängt sich deshalb geradezu auf, in Kombination mit Ivecos Strategie zur Elektromobilität ein Kompetenzzentrum für alternative Antriebe in Feuerwehrfahrzeugen ins Leben zu rufen. Ein weiteres Zielbild-Element ist die strategische Ausrichtung von Magirus als Systemanbieter für vernetzte Komplettlösungen in der Brand- und Katastrophenschutztechnik, die mit dem Aufbau von Digitalisierungs- und KI-Kompetenzen einhergehen müsste.

Im Zentrum stehen aktuell die Digitalisierung und Vernetzung von Produktionsprozessen wie auch der Ausbau und die Modernisierung der Produktion von Drehleitern. Auch KI-Anwendungen werden ins Auge gefasst, um künftig vernetzte Komplettlösungen im Bereich Brand- und Katastrophenschutztechnik anbieten zu können. Weil die Auftraggeber immer stärker klimaneutrale Lösungen fordern, muss der Weg – wie im Zielbild für Magirus beschrieben – auch in Richtung alternative Antriebe in Feuerwehrfahrzeugen und insgesamt zu einer konsequenten Unternehmensstrategie zur Nachhaltigkeit führen.

Thomas Förster, Betriebsrat Magirus GmbH Ulm

Zielbild Standort Ulm: Synergien nutzen! Für den Hauptstandort Ulm von Iveco Magirus lautet das Credo des entsprechenden Zielbilds, dass die verschiedenen Bereiche künftig stärker als bisher zusammenarbeiten sollten, um Synergien ausbilden und nutzen zu können. Deshalb sei es wichtig, auch nach dem Verkauf von Magirus Kooperationspotenziale am Standort zu erkennen und auszuschöpfen, um beispielsweise gemeinsame Initiativen zur Verbesserung der Infrastruktur starten und vorantreiben zu können. Eine zeitgemäße digitale Infrastruktur, eine Wasserstoff-Tankstelle und Ladesäulen für batterieelektrische Lkw kämen schließlich allen Bereichen am Standort Ulm zugute.

Nicht zuletzt könnte eine stärkere Vernetzung der betrieblichen Akteur*innen im regionalen Ökosystem – also über den Standort hinaus – für neue Impulse zur Zukunftsentwicklung von Iveco Magirus sorgen. So etwa gibt es in Ulm und um Ulm herum zahlreiche Forschungsinstitute und Unternehmen mit den Bereichen alternative Antriebstechnologien, Informatik, KI und Software. Außerdem existiert dort ein ausgeprägtes „Cluster Nutzfahrzeuge Schwaben (CNS)“.

Fazit: Zielbilder als Kompass für arbeitnehmerorientierte Strategieentwicklung

Die SWOT-Analysen und Zielbilder für die drei Unternehmensbereiche sowie für den Hauptstandort Ulm sind unmittelbare Ergebnisse des Projekts „Transformation und Zukunftssicherung bei Iveco Magirus“. Insbesondere die Zielbilder beziehungsweise einzelne Elemente daraus haben bei der Strategieentwicklung der Arbeitnehmervertretungen am Standort Ulm und bei den Niederlassungen eine wichtige Rolle gespielt. Sie bilden einen Grundstock für vielfältige betriebliche und tarifvertragliche Lösungen, unter anderem für einen Zukunftstarifvertrag, wie er nach Ende des Projekts ausgearbeitet und verhandelt wurde.

Das Projekt war insofern sehr hilfreich, weil der Betriebsrat in einer Zeit, in der er extrem herausgefordert war, durch die externe Unterstützung strukturiert Fragestellungen untersuchen konnte, die den Standort in seinen wesentlichen Stärken voranbringen können. Das vom Projekt hineingetragene systematische und strukturierte Vorgehen war im ohnehin schwierigen Betriebsalltag sehr wertvoll. Aus dem Prozess und aus den Ergebnissen heraus konnten wir Schwerpunkte der künftigen Interessenvertretungsarbeit ableiten. Überdies wurde deutlich, an welchen Punkten das Zusammenspiel mit der Unternehmensseite angestrebt werden muss.

Michael Braun, IG Metall Ulm

Im Projektverlauf wurde deutlich, dass die Umsetzung der Zielbilder in den Unternehmensbereichen voraussetzungsvoll ist. Für die Sozialpartner stellt sich damit die Aufgabe, gemeinsam Lösungen vor allem in den Feldern Innovationen, Investitionen, Qualifizierung und Beteiligung der Beschäftigten zu finden, wenn sie die doppelte Transformation erfolgreich meistern und zukunftsfeste Arbeitsplätze mit guten Arbeitsbedingungen erreichen wollen.

Alles in allem gelang es dem Projekt, den Mitbestimmungsakteur*innen und insbesondere dem Gemeinschaftsbetriebsrat am Standort Ulm mit den beteiligungsorientiert entwickelten Zielbildern einen wichtigen Kompass an die Hand geben, um die notwendige Transformation des Nutzfahrzeugsektors als komplexes Unterfangen auf die Situation am Standort Ulm und in den Niederlassungen runterzubrechen und handhabbar zu machen.

Die nachhaltige Umsetzung der Ergebnisse und technologischen Zukunftsentwickelung hängt jetzt entscheidend davon ab, wie sehr es den Mitbestimmungsakteur*innen gelingt, robuste Strukturen zu schaffen, um die Belegschaft an den bevorstehenden Veränderungen zu beteiligen. Dazu zählt, die bereits gut funktionierende Vertrauensleutearbeit und die Zusammenarbeit mit der IG Metall zu stärken, aber auch die bestehenden Kontakte über den Betrieb hinaus zu Branchennetzwerken und zur Wissenschaft zu intensivieren. „Vor uns liegt kein Sprint“, sagt Nicolas Bauer vom IG Metall-Bezirk Baden-Württemberg, „vielmehr ein Marathon!“.

 

Ansprechpersonen des Projektes

Projektleiter:
Dr. Jürgen Dispan, IMU Institut GmbH

Weitere Kooperationspartner:
Nicolas Bauer, IG Metall Baden-Württemberg
Michael Braun, IG Metall Ulm

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Förderlinie Transformation

Digitale Transformation, Klimawandel, Energiekosten - Es gibt viele Treiber von Transformationsprozessen. Folgen für die Arbeitswelt sind u.a. ein hoher Veränderungsdruck auf allen Seiten, in Betrieben, Branchen und Regionen. Im Zentrum der neuen Förderlinie Transformation steht daher: Wir entwickeln sehr konkrete Projekte gemeinsam mit Praxispartner*innen und etablieren eine schnelle Entscheidungsfindung über die Förderung. Wir bringen konkrete aktuelle Herausforderungen in der Praxis von Betriebs- und Personalräten mitbestimmter Unternehmen und Organisationen mit wissenschaftlicher Expertise zusammen – betrieblich, regional, lösungsorientiert.